Im Mai 2019 hat sich gegen den Aufmarsch der Gruppierung „Die Rechte“ in Pforzheim, die unter Beobachtung des Verfassungsschutzes steht, das Bündnis Pforzheim nazifrei gebildet. Der Aufruf des Bündnis gegen diesen Aufmarsch wurde innerhalb von wenigen Tagen von über 700 Bürgerinnen und Bürgern unterzeichnet und an der Demonstration gegen Neonazis beteiligten sich über 2.000 Menschen.
Nach dem Anschlag von Halle hat das Bündnis innerhalb weniger Stunden eine Mahnwache an der ehemaligen Synagoge in der Zerrennerstraße mit über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführt. Besonders viele Schülerinnen und Schüler aus den Gymnasien der Stadt beteiligten sich an dieser Kundgebung. Hierbei wurde auch die Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde Pforzheim zum Ausdruck gebracht.
Diese Aktivitäten und der Blick auf den 75. Jahrestag der Zerstörung Pforzheims am 23. Februar 2020, haben dazu beigetragen, dass die Organisatorinnen und Organisatoren des Bündnis und des in diesem Jahr gebildeten „Rat der Religionen Pforzheim“- das ist der Zusammenschluss von 12 Religions- und Glaubensgemeinschaften – das Bündnis als klares Zeichen gegen Hetze Gewalt weiter führen.
Das Bündnis hat dem Gemeinderat einen neuen Aufruf zum 23. Februar unterbreitet, mit dem Ziel, das Gedenken an die Opfer einzubinden mit Blick auf die Zukunft und eine würdige Gestaltung der Erinnerungskultur in Pforzheim. Ebenso wurde vorgeschlagen, zu diesem Jahrestag erstmals den „Internationalen Pforzheimer Friedenspreis“ zu vergeben und im Herbst 2020 ein Forum als „Dialog der Religionen – Johannes Reuchlin“ umzusetzen. Beide Projekte sollen dann in einem Zeitraum von zwei bis fünf Jahre durchgeführt werden.
In den Pressegesprächen mit der PZ und dem Kurier haben nahezu zwanzig Persönlichkeiten aus Pforzheim, als Einzelpersonen oder Vertretungen von Einrichtungen, Organisationen und Fraktionen, „Gesicht gezeigt zur Sicherung unserer Demokratie und haben damit ein deutliches Bekenntnis dazu abgegeben; ebenso haben sie ihre ihre Position gegen Hetze und Gewalt in unserer Stadt, in unserem Land deutlich gemacht“, so Gerhard Baral, Sprecher des Bündnis.
Der Landtagsabgeordnete von Pforzheim, Dr. Hans- Ulrich Rülke sagte „es ist Zeit, das Wort zu erheben gegen eine Partei im Landtag, welche eindeutig antisemitische Aussagen tätigt und die sich verachtend gegenüber Andersdenkenden äußert“.
Der Vertreter des CDU Stadtverbandes, Timo Richardon, betonte „es ist an der Zeit, dass alle Demokraten spätestens jetzt aufstehen gegen Gewalt und Hass“.
Für die SPD Gemeinderatsfraktion betonte sagte Stadtrat Uwe Hück: „Wir leben unter einem bunten Regenbogen, dies habe ich heute Vormittag als Bild für Schulkinder gesagt. Wer möchte schon unter einem brauen Regenbogen leben“. Hück weiter, „es ist eine Pflicht aller Bürger sich klar und eindeutig zu positionieren“. In dieser Richtung erklärten sich auch die Stadträte Emre Nazil (Grüne Liste), Felix Herkens (Bündnis 90/ Die Grünen), Christoph Weisenbacher (WiP/ Die Linke), Philipp Dörflinger (Junge Liste) und sagten ihre aktive Unterstützung des Bündnis zu.
Heide Bentner betonte für die engagierten Bürgerinnen in unserer Heimatstadt, „wir möchten diese braune Soße nicht in Pforzheim und zeigen klar, dass wir für eine offene Stadtgesellschaft stehen“.
Für die Kulturschaffenden im Pforzheimer Kulturrat und als Vertreterin des Kommunalen Kino betonte Christine Müh: „Wir sind mit dem Bündnis dabei, ein klares Zeichen für die Zukunft unser Stadt zu setzen als offene Gemeinschaft und dafür sind die Schaffung des Friedenspreis und des Forums ein nachhaltiges Zeichen.
Rami Suliman, von der Jüdischen Gemeinde Pforzheim, unterstrich, dass es etwas Besonderes ist, dass sich seine Gemeinde in ein solches Bündnis einbringe. Es ist „an der Zeit sich gemeinsam zu artikulieren, damit die neuen Nazis nicht weiter in die Gesellschaft wirken und es nicht zu weiteren Übergriffen kommt“.
Für den „Rat der Religionen“ betonte die Ev. Dekanin Christiane Quincke „für uns ist es wichtig neben dem Gendenken ein Zeichen mit allen Bürgern dieser Stadt zu setzen für den Dialog. Dazu ist dieses Bündnis ein deutliches Zeichen für einen Dialog in unsere Gesellschaft“.
Die Unterstützung des Bündnis ist auch für die Katholische Kirche, so Dekan Stellvertreter Georg Lichtenberger, „eine Verpflichtung und Selbstverständlichkeit für die Sicherung der Menschenwürde“. Pfarrer Dr. Hendrick Stössel hält es „für eine Bürgerpflicht jetzt Gesicht zu zeigen in der Öffentlichkeit, gegen Hetze und Gewalt“.
Die Trägerin der Bürgermedaille der Stadt Pforzheim und Vertreterin von Pro Asyl, Christa Mann, führte aus, dass „mit dem Bündnis es möglich wird auch die neuen Mitbürgerinnen noch mehr in die Stadtgesellschaft einzubringen“. Für die Löblichen Singergesellschaft Pforzheim betonte Hans Mann: „Mit der Zugehörigkeit zum Bündnis wird die Arbeit der Gesellschaft noch breiter aufgestellt. Das Thema der Verlegung der Stolpersteine wird weitergeführt als Mahnung zur Erinnerung.“
Christoph Grosse, als Vertreter von Pax Christi und der Initiative gegen Rechts, unterstrich „es ist ein sehr positiver Schritt, dass wir dieses breite Bündnis in Pforzheim geschaffen haben und damit ein klares Zeichen setzen, auch im Blick auf den 23. Februar, dass wir keine Neonazis in Pforzheim wollen – woher diese auch immer kommen.“