Ein Bündnis für Pforzheim!
Erinnern schafft Verantwortung – Am 23. Februar blicken wir in Pforzheim und weltweit zurück, um den Opfern zu gedenken, aus der Geschichte zu lernen und gemeinsam ein Zeichen für Frieden, Menschlichkeit und Dialog zu setzen.
Am 23. Februar erinnern wir in Pforzheim – und mit uns Menschen in aller Welt – an die Zerstörung unserer Stadt im Jahre 1945 erinnern. Vor diesem Jahrestag halten wir inne und befragen unseren Umgang mit diesem Teil unserer Geschichte. Wir tun dies in der Gewissheit, dass unser Erinnern wertvolle Erfahrungen erschließt. Wir tun dies, um einem möglichen Missbrauch zu begegnen.
Der »Erinnern, Gedenken und Gestaltung« beinhaltet Grundsätze, an die wir uns gebunden fühlen, wenn wir an den 23. Februar 1945 erinnern. Er soll den Willen der Mehrheit der Pforzheimerinnen und Pforzheimer zum Ausdruck bringen und Ausgangspunkt für eine möglichst breite Auseinandersetzung mit diesem Thema sein.

Demonstration und Kundgebung gegen Rechts. Foto: Paul Hoffer – www.indigo-pictures.com
Aus der Vergangenheit lernen – für eine friedliche Zukunft handeln.
Woran wir erinnern
- Wir erinnern an die Zerstörung des Pforzheims am 23. Februar 1945 durch alliierte Luftangriffe, an den Tod mehrerer tausend Menschen und das Leid der Überlebenden.
- Wir erinnern an die Vorgeschichte dieser Ereignisse, insbesondere an die nationalsozialistische Gewaltherrschaft und das Verbrechen des von Deutschland ausgegangenen Krieges.
- Wir erinnern an den Anteil, den Menschen und Einrichtungen in Pforzheim an Kriegsführung, nationalsozialistischer Unterdrückung und deren Verbrechen – etwa an den jüdischen Bürgern der Stadt – hatten.
- Wir erinnern an den Umgang mit der Geschichte der Zerstörung Pforzheims, die für unterschiedliche politische Zwecke genutzt wurde.
- Wir erinnern an Zeichen und Schritte des Friedens und der Versöhnung in den letzten 80 Jahren.
- Wir zeigen Möglichkeiten des friedlichen Miteinanders in Pforzheim, in Deutschland, in Europa und in der Welt auf.
Warum wir erinnern
- Wir erinnern, weil die Betroffenen das Recht haben, ihrer Erinnerung und Trauer Raum zu geben.
- Wir erinnern, weil die Generationen der Zeitzeugen wertvolle Erfahrungen weitergeben können, so ihre Friedenssehnsucht, die Hoffnung und die Lebenskraft des Wiederaufbaus.
- Wir erinnern, weil wir aus dem historischen Geschehen die Verpflichtung zum Einsatz für Frieden, gegen Gewalt und Krieg ableiten.
- Wir erinnern, weil die Auseinandersetzung mit unserer Geschichte in Nationalsozialismus und Krieg uns die eigene Verantwortung für die Gestaltung einer menschenwürdigen, demokratischen und friedlichen Gesellschaft zeigt.
Frieden beginnt hier – Pforzheim für morgen.

Singen für die Demokratie an der Schloßkirche St. Michael in Pforzheim
Was wir ablehnen
- Wir wehren uns gegen den Missbrauch der Erinnerung zur Verharmlosung von Verbrechen der nationalsozialistischen deutschen Gesellschaft zwischen 1933 und 1945.
- Wir wehren uns gegen den Missbrauch der Opfer der Zerstörung Pforzheims zum Aufrechnen von Schuld.
- Wir wehren uns gegen jede Form von Werbung für demokratiefeindliche und menschenverachtende Ideologien, Haltungen und Aktionen, die sich der Erinnerung an die Zerstörung Pforzheims bedient.
- Wir wehren uns gegen Revanchismus, Völkerverhetzung und Gewaltpropaganda.
- Wir wehren uns gegen jede Verhöhnung der Opfer.
Was wir wollen
- Wir wollen, dass der 23. Februar Ausgangspunkt eines über den Tag hinausweisenden Lernens und Engagements für Frieden und Menschlichkeit wird.
- Wir wollen kritisch und selbstkritisch an die jahrzehntelange Erinnerungs- und Gedenktradition anknüpfen.
- Wir wollen die friedliche Gemeinschaft mit den Völkern der ehemaligen Kriegsgegner bewahren und weitere Annäherung fördern.
- Wir wollen uns bei aller inhaltlichen Vielfalt unseres Erinnerns an die oben genannten Grundsätze binden.
Mit dem Jahrestag wollen wir ein Zeichen aus Pforzheim für die Welt setzen, dass Friedensarbeit eine Verpflichtung für jeden Menschen sein muss. Aus diesem Grund wird seit 2020 der „Internationale Pforzheimer Friedenspreis“ verliehen werden. Mit diesem Preis werden Persönlichkeiten oder Organisation ausgezeichnet, die sich dafür eingesetzt haben, Konflikte mit friedlichen Mitteln zu lösen oder nach gewalttätigen Auseinandersetzungen ein Beitrag zur Aussöhnung unter den beteiligten Parteien geleistet haben. Der Preis wird alle fünf Jahre vergeben. Der Preis ist mit 5.000,– € dotiert. Den Preis vergibt eine Jury, welche aus zehn Persönlichkeiten der Pforzheimer Bürgerschaft besteht.
Die Jury tritt ca. 15 Monat vor der Vergabe des Preises zusammen. Die Jury sammelt aus ihrer Reihe Vorschläge für eine mögliche Vergabe. Zehn Monate vor der geplanten Preisverleihung erfolgt die zweite Sitzung der Jury, welche auf der Basis der Vorschläge eine Auswahl trifft. Vorschläge an die Jury können auch aus der Öffentlichkeit bis zur zweiten Sitzung der Jury eingereicht werden. Die Mitglieder der Jury entscheiden in der zweiten oder in einer weiteren Sitzung über die Vergabeempfehlung. Die Entscheidung der Jury erfolgt mit einfach Mehrheit der anwesenden Mitglieder.
Die Veröffentlichung des Preisempfangenden erfolgt ca. drei Monat vor der Vergabe des Preises. Der Preis wird um den 23. Februar verliehen.
Die Jury wird jeweils neu berufen; eine erneute Berufung ist möglich.
Wir laden alle ein, die sich ein weltoffenes Pforzheim wünschen, das sich seiner Verantwortung aus der Geschichte bewusst ist, in diesem »Rahmen für das Erinnern« aktiv zu werden!